Um den Unterschied zwischen Mini Aussie und Mini Ami zu verstehen, muss man etwas in die Vergangenheit blicken. Ich hole also etwas aus, um die Entwicklung zu erklären und eine Übersicht über die involvierten Vereine zu geben, um zum Schluss dann darauf einzugehen, was der Unterschied für Mini Aussie bzw. Mini Ami Halter und die, die es noch werden wollen bedeutet.
Leider ist der Miniature Australian Shepherd als kleine Variation des Australian Shepherds bisher nur in den USA und nur teilweise anerkannt. In Europa gelten die Papiere nicht und der Hund läuft damit offiziell unter "Mischling", womit er zum Beispiel an FCI-Weltmeisterschaften nicht teilnehmen, und auf FCI-Shows nicht gezeigt werden dürfte.
Verständlicher Weise gab es in der Vergangenheit viele Bestrebungen den Mini Aussie international, also auch in Europa anerkennen zu lassen, aber nicht alle waren gleicher Meinung was den Weg dorthin angeht.
Der amerikanische Verein NAMSCUSA (North American Miniature Australian Shepherd Club USA) versuchte in Zusammenarbeit mit dem NAMASCE (North American Miniature Australian Shepherd Club Europe) den Mini Aussie als eigenständige, vom Australian Shepherd unabhängige Rasse anerkennen zu lassen. MASCA (Miniature Australian Shepherd Club of America) hingegen setzte sich für den Mini Aussie als eine Größen-Varietät des Australian Shepherds ein, der mit diesem auch gekreuzt werden darf und, außer der Größe, genau gleich sein und bleiben sollte.
Da die Vorstellungen der drei Clubs scheinbar nicht vereinbar waren, und auch eine Einigung mit den amerikanischen und europäischen Verbänden des Australian Shepherds nicht möglich war, kam es zu Streitigkeiten und schlussendlich mussten NAMASCUSA und NAMASCE das "Australian Shepherd" aus dem Namen ihres neuen Rasse-Projekts streichen. Seitdem spricht man von dem Miniature American Shepherd, und die Vereine wurden zum MASCUSA und MASCE.
Bei der Aufzählung der ganzen Vereine darf ein weiterer nicht fehlen:
Mit dem Deutschen Miniature Australian Shepherd Club (DMASC) gibt es seit Anfang 2016 nun endlich auch für MASCA einen offiziellen Partner in Europa. Der Verein bemüht sich
"Mini-Aussies in ihrer originalen Form als kleinere Variation der Australian Shepherds zu fördern und allen Liebhabern, Besitzern und Züchtern als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen" um die
DMASC Homepage zu zitieren.
Im Juli 2015 ist der Miniature American Shepherd als eigene, neue Rasse im AKC (American Kennel Club) anerkannt worden. Durch die Anerkennung der neuen Rasse in ihrem Ursprungsland Amerika, sollte eine anschließende Anerkennung im FCI (der internationale Dachverband von nationalen Verbänden wie dem AKC in Amerkia, dem VDH in Deutschland und dem ÖKV In Österreich) ermöglicht werden. Fast 4 Jahre später wurde der Miniature American Shepherd zuerst im VDH als nationale Rasse anerkannt (Mai 2019) und im September 2019 kam es zur vorläufigen Anerkennung im FCI, und damit auch in allen dem FCI unterstellten Vereinen, wie zum Beispiel in Österreich dem ÖKV.
Durch die Anerkennung im AKC geschah eine Trennung von Miniature Australian Shepherd (Mini Aussie) und Miniature American Shepherd (Mini Ami). Viele Züchter haben sich und ihre Hunde beim AKC registriert, manche blieben bei MASCA. Die Zuchtbücher des Mini Amis werden, das es ja eine Rasse in Entstehung ist, wohl noch einige Jahre offen bleiben, das heißt man kann Mini Aussies mit MASCA-, oder anderen Papieren noch einige Zeit lang als Mini Amis registrieren lassen. Der MASCA hingegen war sehr schnell mit der Entscheidung keine Mini Amis mehr zu akzeptieren. Das bedeutet Mini Aussies die als Mini Amis registriert werden verlieren ihre Papiere bei MASCA und Welpen, deren Vater und/oder Mutter als Mini Ami registriert ist/sind, bekommen keine MASCA Papiere mehr, und man muss sie als Mini Amis beim AKC registrieren, wenn man Papiere haben will.
Der Mini Ami hat als eigene Rasse natürlich auch einen eigenen Rassestandard, welcher besser zum Mini passen soll. Wesentliche Unterschiede gibt es momentan aber noch kaum. Die gewünschte Größe ist bei Mini Ami Hündinnen etwas kleiner (13-17'' entspricht etwa 33-43 cm) als bei Mini Aussies (14-18'' entspricht etwa 36-46 cm). Außerdem ist bei Mini Aussies nur "zu klein" ein Disqualifizierungsgrund, wohingegen bei Mini Amis sowohl zu kleine als auch zu große Hunde für die Zucht disqualifiziert werden.
Die Führung des Mini Amis als vom Australian Shepherd unabhängige Rasse beinhaltet, dass eine Einkreuzung von Standard Aussies nicht erwünscht ist. Bei Mini Aussies ist das gelegentliche Einkreuzen von kleineren Standard Aussies relativ üblich und wird in nächster Zeit wohl auch häufiger nötig sein, da gerade in Europa der Genpool für Mini Aussies durch die Trennung vom Mini Ami ordentlich verkleinert wurde.
Durch die Anerkennung im AKC wurde außerdem die vorläufige Anerkennung im FCI ermöglicht. Dadurch wurde der Mini Ami Ende 2019 international anerkannt und kann dadurch nun auch in den internationalen Shows und Meisterschaften laufen, was wohl auch die Hauptmotivation für die meisten Züchter war ihre Hunde als Mini Amis zu registrieren. Ein großer Pluspunkt im FCI ist auch, dass gewisse Kontrollen für Züchter (Zuchtwart) und Zuchttiere (Zuchtzulassung) erfolgen. Auch wenn man definitiv festhalten muss, dass es auch im FCI schwarze Schafe gibt, und nicht jeder FCI Züchter automatisch seriös ist, so geben diese Kontrollen doch zumindest ein gewisses Maß an Sicherheit für Welpenkäufer. Im Gegensatz dazu gibt es zum Beispiel im MASCA zwar Zucht-Richtlinien und einen "Code of Ethics", aber kontrolliert wird eigentlich nichts. Ein großer Teil der Zucht besteht immer aus Eigenverantwortung. Deshalb kann man seriöse Züchter und schwarze Schafe sowohl beim FCI als auch bei anderen Vereinen finden, auch wenn besonders unseriöse Vermehrer es im FCI schon deutlich schwerer haben.
Meiner Meinung nach ist es sehr schade, dass man sich nicht einig werden konnte und sich die Wege von Mini Aussie und Mini Ami getrennt haben. Bei der Entscheidung, ob man nun Mini Aussies oder Mini Amis züchten will gibt es aktuell denke ich kein wirkliches richtig oder falsch. Ich für meinen Teil sehe den Mini Aussie als Varietät des Australian Shepherds, als dieselbe Rasse und das ist auch der Grund, warum meine Hunde nach wie vor beim MASCA registriert sind. Allerdings sehe ich auch die Vorteile des Mini Amis (besonders geht es mir dabei um gewisse Regulierungen, die es im MASCA einfach nicht gibt) und werde es mir definitiv offen halten später doch noch zu wechseln. Das hängt aber stark davon ab, wie sich die ganze Sache entwickelt.
Eine Anerkennung des Mini Aussies als Größenvariation des Australian Shepherds im FCI, sowie es zum Beispiel beim Pudel oder Schnauzer gehandhabt wird, wäre meine Wunschvorstellung gewesen. Ich halte es aber leider für unrealistisch, da von Seiten der Australian Shepherd Züchter scheinbar kein Interesse daran, wenn nicht sogar eine Abneigung dagegen besteht. Wäre das so einfach, gäbe es vermutlich den Miniature American Shepherd als solchen nicht.
Einen weiteren, verständlich geschrieben Text zum Thema gibt es HIER.
Auch Julia von den Lazerta Aussies, hat ihre Ansicht diesbezüglich schriftlich festgehalten und einen lesenswerten Text verfasst, den ihr HIER lesen könnt.
Für zukünftige Mini Aussie und Mini Ami Halter, die sich fragen was sie nun wählen sollten und warum, oder ob es am Ende komplett egal ist, möchte ich zusammenfassen:
Aktuell (Stand 2020), und gerade solange die Zuchtbücher des Mini Amis noch offen sind, sind es dieselben Hunde, mit denselben Vorfahren, die nun durch Streitereien und bürokratische Hürden unterschiedliche Rasse-Namen haben. Es ist gut möglich, dass die beiden Rassen sich, sobald der Genpool strikt getrennt wird, unterschiedlich entwickeln werden. Momentan besteht der Hauptunterschied jedoch in den Papieren.
Miniature American Shepherds haben international anerkannte Papiere vom FCI (beziehungsweise dem jeweiligen nationalen Verband), können damit auch auf FCI Shows und Meisterschaften teilnehmen. Außerdem werden Züchter und Zuchttiere im FCI im gewissen Maße reguliert und kontrolliert, zwar nicht so, dass es Eigenverantwortung der Züchter ersetzen würde, aber immerhin.
Miniature Australian Shepherds haben amerikanische Papiere, entweder vom oben bereits erwähnten MASCA, oder von anderen amerikanischen Verbänden, die den Mini Aussie akzeptieren wie z.B. IMASC, NSDR oder ASDR. All diesen Clubs ist gemein, dass die den Mini Aussie als Größenvariation vom Australian Shepherd ansehen und nicht als eigene Rasse. Da es in Europa dafür keine Anerkennung gibt, können Mini Aussies nicht an FCI Shows oder an FCI-Meisterschaften teilnehmen. Jedoch gibt es durchaus auch Shows in Europa, auf denen man Mini Aussies zeigen kann (z.B. auf DMASC Events). Auch an den meisten FCI-Sportevents kann man mit Mini Aussies (als "Mischling" oder "andere Rasse") teilnehmen, nur bei manchen Weltmeisterschaften sind ausschließlich FCI-Rassen zugelassen. In den amerikanischen Verbänden gibt es zwar Richtlinien zur Zucht, an die Züchter sich halten sollten, aber da es niemand überprüft ist es auch für Vermehrer und unseriöse Züchter nicht schwer Papiere von diesen Vereinen zu bekommen.
Solange man also nicht unbedingt auf den großen Shows laufen will, oder Hundesport im Weltmeisterschafts-Niveau anstrebt, ist es momentan relativ egal, ob man nun einen Mini Aussie oder einen Mini Ami sein Eigen nennt. Die Züchterwahl sollte IMMER mit Bedacht getroffen werden, denn auch die FCI Kontrollen geben meiner Meinung nach nicht genug Sicherheit, um sich blind darauf zu verlassen. Abgesehen von der Aufzucht der Welpen und Haltung der Hunde, die kaum geprüft werden können, sind die gesundheitlichen Voraussetzungen im FCI am Minimum. Der Charakter von Zuchttieren wird bei FCI Aussies und Mini Amis gar nicht geprüft, außer vielleicht, dass er auf Ausstellungen nicht wild um sich beißen darf ;) Da es doch eine ziemlich große Bandbreite von Charakteren bei Aussies gibt, sollte man sich sowieso immer genau mit seinem Züchter und dessen Hunden und Zuchtvorstellungen auseinandersetzen.